Podiumsdiskussion am 24. Oktober: Was tun gegen die Plastikflut?
Lindlohr diskutiert Maßnahmen gegen die Plastikflut
Unter dem Titel „Was tun gegen die Plastikflut“ luden die Initiative Grüne Liste Neuhausen und der Ortsverband Ostfildern am 24. Oktober zu einer Diskussion mit der Esslinger Landtagsabgeordneten Andrea Lindlohr (GRÜNE), Sylvia Pilarsky-Grosch, der Geschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg, und Jens-Peter Wedlich, dem Gründer und Geschäftsführer von Schüttgut, dem ersten Unverpackt-Laden in der Region Stuttgart.
Mit rund 60 an diesem hochaktuellen Thema interessierten Bürgerinnen und Bürgern war der Ostertagshof in Neuhausen gut gefüllt. Am Tag der Veranstaltung hatte das EU-Parlament ein Verbot von verschiedenen Einwegartikeln aus Plastik beschlossen.
„Deutschland ist leider Europameister beim Plastikmüll“, erläuterte Andrea Lindlohr. Von 2005 bis 2015 stieg der in Deutschland erzeugte Kunststoffabfall um 63% auf rund 6 Millionen Tonnen, davon die Hälfte Müll aus Kunststoffverpackungen. „Unser Plastik gelangt in die Böden und Meere und richtet großen Schaden an. Die Politik sollte daher mit neuen Regeln die Plastikflut eindämmen. Gleichzeitig können die Industrie und der Handel und die Verbraucherinnen und Verbraucher hier selber gegensteuern.“
Pilarsky-Grosch erläuterte, dass sowohl großteilige Plastik als auch Mikroplastik die Umwelt und den Mensch belasten. Mikroplastik werde etwa über die Ernährung aufgenommen. Gerade in Kosmetika seien Verbote von Plastikzusätzen sinnvoll, so Pilarsky-Grosch. Auch dass das EU-Parlament verschiedene Einwegartikel aus Plastik verbieten wolle, begrüßte sie. „Durch den Gelben Sack haben viele Leute das Gefühl, die Müllproblematik sei gelöst. Dabei ist Deutschland leider nicht als das gerühmte Recyclingland.“ Ein Großteil des Kunststoffabfalls werde verbrannt, und beim Recycling werde aus hochwertigem Plastik oftmals minderwertigerer Kunststoff. Die vom grünen Bundesvorsitzenden Robert Habeck geforderte Plastiksteuer könne auch ein Weg sein, um den Plastikverbrauch zu senken.
Wedlich sah die Lösung bei Mehrwegsystemen und fürchtete, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher „bei einer Steuer die Zeche zahlen. Stattdessen müssen wir dafür sorgen, dass die Verbraucher bewusst einkaufen und sich ihrer Macht gegenüber der Industrie klar werden.“ Eine Möglichkeit hierfür bietet sein Unverpackt-Laden, wo Kundinnen und Kunden eigene Behälter mitbringen, um nicht-abgepackte Produkte zu kaufen.
In der Diskussion mit den Gästen verwies Lindlohr auf den Einsatz der grün-geführten Landesregierung gegen Plastikmüll. So hat der Bundesrat im September auf Initiative von Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein einstimmig beschlossen, dass die Bundesregierung das Schreddern von Lebensmittelabfällen samt Kunststoffverpackung als Bioabfall verbieten müsse. „Bisher werden die Plastikreste als Dünger auf die Felder mit ausgefahren. Das wollen wir verhindern.“
Im Anschluss diskutierten die Gäste mögliche Aktionen zur Müllvermeidung. Über allen sollte die Handlungsmaxime stehen – Verwenden statt Verschwenden. Schon vor dem Einkauf überlegen welche Auswirkungen dieser auf unsere Umwelt hat und regional einkaufen mit eigenen Gefäßen und Einkaufstaschen, damit kann jedermann einen Beitrag zum Eindämmen der Plastikflut leisten.